Reisen an das Ende der Geschichte : Alexander Stille. Aus dem Amerikan. von Karl-Heinz Siber

Wie geht man in verschiedenen Ländern mit Geschichte um? Höchst unterschiedlich, lautet die Antwort des New Yorker Journalisten Alexander Stille, der dieser Frage in elf Reportagen aus Europa, Afrika und Asien nachgegangen ist: In Ägypten versucht man, die Vergangenheit zu konservieren. Doch für die Archäologen, die in Gizeh mit der Erhaltung der berühmten Sphinx beschäftigt sind, führt das in ein Dilemma: Ihr Verfall ist nur mit einer Restaurierung aufzuhalten, durch die das Monument zugleich verändert wird. In China hat man Bewahrung dagegen schon immer als Erneuerung verstanden. Historische Originale durch moderne Kopien zu ersetzen, sieht man deshalb nicht als problematisch an. Und auf Kitawa, einer Südseeinsel vor der Küste Neuguineas, beschäftigen die alten Traditionen den Völkerkundler aus Italien heute stärker als die Insulaner selbst. <br>Das Interessanteste an Stilles Reisen an das Ende der Geschichte ist sein Blick für Paradoxien und Widersprüche: Der Neubau der Bibliothek von Alexandria zerstört antike Mosaiken. Ein Regenwaldprojekt in Madagaskar behütet das "Erbe der Menschheit" auf Kosten der lokalen Bevölkerung. Die Computerisierung des US-amerikanischen Nationalarchivs hat nicht zu mehr Ordnung, sondern zum digitalen "Daten-Overkill" geführt etc. Lesenswert ist Stille aber auch, weil er die Fähigkeit besitzt, lebendige Porträts zu zeichnen: Den kauzigen Oberlatinisten des Vatikans, der im Monteursanzug Latein als lebende Sprache unterrichet, hat man noch lange in Erinnerung.

Bibliographische Detailangaben
VerfasserIn: Stille, Alexander (VerfasserIn)
Format: Buch
Sprache:German
English
Veröffentlicht: München : Beck, 2002
Schlagworte:
Online Zugang:Inhaltsverzeichnis

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